Gegen den Völkermord
Amnesty International macht sich die neueste Satellitentechnik zunutze, um gegen den Genozid in der sudanesischen Krisenregion Darfur vorzugehen. Nutzer der Internetseite "eyesondarfur.org" sollen mithelfen gegen weitere Menschenrechtsverletzungen anzukämpfen.
Von Süleyman Artiisik
Rund 200.000 Tote, zwei Millionen Vertriebene: Das ist die blutige Zwischenbilanz der Vereinten Nationen des Konflikts, der seit Anfang 2003 in der westsudanesischen Region Darfur zwischen schwarzafrikanischen Rebellen gegen die von der Regierung eingesetzten Dschandschawid-Milizen tobt.
Wie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International auf ihrer Internetseite berichtet, sind Frauen am häufigsten Opfer des Konflikts. Um ihre Familien zu versorgen, verlassen sie auf der Suche nach Wasser und Nahrung oft die Dörfer oder Flüchtlingslager. Für die patroullierenden Millizen sind sie damit ein leichtes Ziel. So haben die Dschandschawid bereits tausende Frauen und Mädchen vergewaltigt und sexuell missbraucht – darunter auch Mädchen, die nicht älter als acht Jahre waren. "Fünf bis sechs Männer haben uns einer nach dem anderen an sechs Tagen jede Nacht stundenlang vergewaltigt. Mein Mann konnte mir danach nicht verzeihen und hat mich verstoßen", erzählte eine Frau der Organisation. Innerhalb von 20 Monaten sollen mehr als 400 Dörfer niedergebrannt sein und dem Erdboden gleichgemacht. Auf ihren Raubzügen sollen die Dschandschawid nicht nur den Besitz der Zivilbevölkerung, sondern auch Wasserstellen zerstört haben. Weite Teile Darfurs seien durch den Krieg verwüstet und menschenleer, berichtet Amnesty. Alles unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Internetnutzer als Krisenbeobachter
Die soll sich künftig ändern. Mithilfe modernster Satellitentechnik will Amnesty International die Krisenregion überwachen. Unter der Internetseite "eyesondarfur.org" sollen aktuelle Luftaufnahmen zu sehen sein. Internetnutzer werden somit aufgerufen, ein Auge auf die Vorgänge in der Konfliktregion zu haben. "Darfur braucht Friedenstruppen, um das Töten zu beenden", sagte der US-Chef von Amnesty, Larry Cox. Bis es aber soweit sei, nutze seine Organisation die Satellitenaufnahmen und lasse den sudanesischen Präsidenten Omar el Beschir wissen, dass "wir sehr genau hinschauen, um jede neue Menschenrechtsverletzung zu entlarven". Ziel sei es, den Druck auf die Regierung in Khartum zu erhöhen, damit endlich eine Blauhelmtruppe in der Unruheregion stationiert werden könne, sagte Cox. Gegen eine UN-Truppe sperrt sich die Regierung des ostafrikanischen Landes bisher immer noch.
Die Aufnahmen auf "eyesondarfur.org" stammen von kommerziellen Satelliten. Unterstützt wird das Projekt von Wissenschaftlern der American Association for the Advancement of Sciences (AAAS). "Die Qualität der Abbildungen ist sehr, sehr gut", schwärmte AAAS-Projektdirektor Lars Bromley. Wie die AAAS mitteilte ist das Projekt das erste überhaupt, in dem Menschenrechtsgruppen Satellitenfotos zum Schutz bedrohter Völker einsetzen. So werden die Bilder der zwölf besonders gefährdeten Dörfer ständig aktualisiert. Zudem zeigt die Internetseite auch Archivbilder aus den zurückliegenden Jahren, die die Zerstörung und Vertreibung der schwarzafrikanischen Bevölkerung dokumentieren. Beispielsweise von dem Dorf Donkey Dereis, das 2004 noch intakt war und nach zwei Jahren komplett zerstört worden ist.
http://www.welt.de/webwelt/article925723/Mit_Satellitentechnik_gegen_den_Voelkermord.html
Von Süleyman Artiisik
Rund 200.000 Tote, zwei Millionen Vertriebene: Das ist die blutige Zwischenbilanz der Vereinten Nationen des Konflikts, der seit Anfang 2003 in der westsudanesischen Region Darfur zwischen schwarzafrikanischen Rebellen gegen die von der Regierung eingesetzten Dschandschawid-Milizen tobt.
Wie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International auf ihrer Internetseite berichtet, sind Frauen am häufigsten Opfer des Konflikts. Um ihre Familien zu versorgen, verlassen sie auf der Suche nach Wasser und Nahrung oft die Dörfer oder Flüchtlingslager. Für die patroullierenden Millizen sind sie damit ein leichtes Ziel. So haben die Dschandschawid bereits tausende Frauen und Mädchen vergewaltigt und sexuell missbraucht – darunter auch Mädchen, die nicht älter als acht Jahre waren. "Fünf bis sechs Männer haben uns einer nach dem anderen an sechs Tagen jede Nacht stundenlang vergewaltigt. Mein Mann konnte mir danach nicht verzeihen und hat mich verstoßen", erzählte eine Frau der Organisation. Innerhalb von 20 Monaten sollen mehr als 400 Dörfer niedergebrannt sein und dem Erdboden gleichgemacht. Auf ihren Raubzügen sollen die Dschandschawid nicht nur den Besitz der Zivilbevölkerung, sondern auch Wasserstellen zerstört haben. Weite Teile Darfurs seien durch den Krieg verwüstet und menschenleer, berichtet Amnesty. Alles unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Internetnutzer als Krisenbeobachter
Die soll sich künftig ändern. Mithilfe modernster Satellitentechnik will Amnesty International die Krisenregion überwachen. Unter der Internetseite "eyesondarfur.org" sollen aktuelle Luftaufnahmen zu sehen sein. Internetnutzer werden somit aufgerufen, ein Auge auf die Vorgänge in der Konfliktregion zu haben. "Darfur braucht Friedenstruppen, um das Töten zu beenden", sagte der US-Chef von Amnesty, Larry Cox. Bis es aber soweit sei, nutze seine Organisation die Satellitenaufnahmen und lasse den sudanesischen Präsidenten Omar el Beschir wissen, dass "wir sehr genau hinschauen, um jede neue Menschenrechtsverletzung zu entlarven". Ziel sei es, den Druck auf die Regierung in Khartum zu erhöhen, damit endlich eine Blauhelmtruppe in der Unruheregion stationiert werden könne, sagte Cox. Gegen eine UN-Truppe sperrt sich die Regierung des ostafrikanischen Landes bisher immer noch.
Die Aufnahmen auf "eyesondarfur.org" stammen von kommerziellen Satelliten. Unterstützt wird das Projekt von Wissenschaftlern der American Association for the Advancement of Sciences (AAAS). "Die Qualität der Abbildungen ist sehr, sehr gut", schwärmte AAAS-Projektdirektor Lars Bromley. Wie die AAAS mitteilte ist das Projekt das erste überhaupt, in dem Menschenrechtsgruppen Satellitenfotos zum Schutz bedrohter Völker einsetzen. So werden die Bilder der zwölf besonders gefährdeten Dörfer ständig aktualisiert. Zudem zeigt die Internetseite auch Archivbilder aus den zurückliegenden Jahren, die die Zerstörung und Vertreibung der schwarzafrikanischen Bevölkerung dokumentieren. Beispielsweise von dem Dorf Donkey Dereis, das 2004 noch intakt war und nach zwei Jahren komplett zerstört worden ist.
http://www.welt.de/webwelt/article925723/Mit_Satellitentechnik_gegen_den_Voelkermord.html
benundclaudia - 7. Jun, 12:26